Zwei Schnitte für Die E-Mobilität

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Erster Schnitt

Man kommt heute kaum noch drüber hinweg selbst mal Stellung zu nehmen, was man von der E-Mobilität so hält. Manchmal äußert sich die eigene Meinung in der Abneigung gegenüber öffentlichen Interessenvertretern, manchmal daran, wie nice man einen Tesla findet. Da wird schon ziemlich weit gestreut. Aber Elektromobilität? Was ist das eigentlich? Denn der Begriff meint erstmal nur die Fortbewegung, die durch elektrische Antriebe realisiert wird. Eine Ausprägung davon ist eben das Elektroauto. Aber eben nur eine. Elektromobilität ist also nicht direkt gleich Elektroauto. Hier müssen wir trennen. Erster Schnitt.

Zweiter Schnitt

Wenn man sich dann über das Elektroauto unterhält, ist es sinnvoll nochmal zu unterscheiden. Ich finde hier eine Unterscheidung zwischen elektrischem Antrieb und zwischen Energiequelle bzw. Energiespeicher sinnvoll. Ich erkläre auch warum. Oft hört man: „E-Mobilität, scheiß Elektroauto, dreckige Batterien, sauberer Diesel“. Wenn man jetzt unterscheidet zwischen Antrieb und Energieversorgung lassen sich in solche Aussagen wieder Ordnung bringen. Die Batterie ist nämlich nur eine Möglichkeit einen elektrischen Antrieb mit Energie zu versorgen. Sie ist derzeit noch nicht besonders ressourcenschonend und mit Sicherheit nicht vollends ausgereift. Der elektrische Antrieb hingegen ist verglichen zu einem Verbrenner viel effizienter. Das liegt am Wirkungsgrad. Das Verhältnis von aufgewendeter und nutzbarer Energie liegt beim Elektroantrieb bei circa 90%. Verbrennungsmotoren kommen hingegen maximal auf 40%. Antriebstechnik und Batterietechnologie. Zweiter Schnitt.

Das Batterieproblem

In meinem Empfinden tut diese Unterscheidung unseren Diskussionen gut. Wir reden dann nämlich wieder über die Dinge selbst. Nehmen wir uns doch jetzt mal das Sorgenkind Batterie raus. Natürlich hat jede Batterie selbst wieder einen Wirkungsgrad. Lithium-Akkus haben einen Wirkungsgrad von etwa 90-95%. Beachten muss man allerdings, dass die Erzeugung von Benzin und Diesel ebenfalls sehr energiereich ist. Bei der grauen Energie, die zur Bereitstellung von Kraftstoffen anfällt, spricht man von ca. 1,6 kWh für einen Liter Diesel. Das sind ca. 15% der Energie, die aus dem Liter Kraftstoff bei der Verbrennung theoretisch gewonnen werden kann.

Bei den Batterien gibt es noch enormes Entwicklungspotential. Derzeit wird an sehr vielen Komponenten der Lithium-Ionen-Batterie intensiv geforscht. Ein Schwerpunkt dabei ist die Entwicklung von Lösemittel-freien Elektrolyten. Die Lösungsmittel machen die Batterie nämlich schwerer recyclebar und sind giftig. Weiter probiert man sich in der Forschung das seltenen Metall Kobalt durch hochkapazitive intermetallische Materialien zu ersetzt. Zudem wird mit Hochdruck an alternativen und leichter verfügbaren Elementen zum Ersatz von Lithium geforscht. Die Uni Ulm hat in diesem Gebiet beispielsweise schon bemerkenswerten Fortschritt erzielt. Noch ist nichts Serienreifes da. Es bewegt sich aber viel.

Der Zusammenschluss E-Mobilität – Energiewende

Neben den zwei Schnitten brauchen wir allerdings auch einen Zusammenschluss. Man kann die E-Mobilität nämlich nicht nur als verkehrsmäßige Erneuerung sehen. Wenn abends eine Millionen Elektroautos geladen werden würden, würden das unsere Netze nicht packen. Oder um es mal mit Tesla zu erklären: Die ab 2019 installierten Supercharger V3 sind so aufgebaut, dass jedes Fahrzeug die volle Leistung erhält. Fahrzeuge vom Typ Model 3 werden daran mit 250 kW Spitzenleistung laden können und damit in 5 Minuten genug Strom für 120 Kilometer Reichweite haben. Das ist der Hammer. Aber wenn beispielsweise 20 dieser Fahrzeuge gleichzeitig mit entsprechender Leistung an einer Autobahnraststätte laden wollten, bräuchte man beinahe ein eigenes Kraftwerk an Ort und Stelle. Da wird dann unser Infrastrukturproblem deutlich. Der Zusammenschluss den ich meine ist Elektromobilität und Energiewende. Einzeln können wir dieses beiden Kaliber nicht nehmen. Sonst nehmen sie uns.

Auf welchem Weg befinden wir uns?

Ich bin mir ziemlich sicher, dass sich diejenigen, die sich wirklich mit dem Thema beschäftigen, einig sind. Wasserstoff wird die Zukunft und das wichtige Bindeglied zwischen Energiewende und E-Mobilität sein. Es erlaubt eine gute Speicherung und ist sehr vielseitig nutzbar. PowerToGas ist das Technologie-Stichwort dafür. Geforscht wird auch, aber eben nicht gefördert. Die Förderungen sind noch bei den Akkus. Aktuell ist es für die deutschen Autobauer günstiger in batteriebetriebene Fahrzeuge zu investieren, als es nicht zu tun. Das liegt an den enormen EU-Förderungen und an den horrenden Strafen, die drohen würden, wenn es die Autobauer nicht täten. Es geht um Milliarden. Eine vorgegebene Technologie also.

Die Elektromobilität spielt auch eine zentrale Rolle im Klimaschutzprogramm der Bundesregierung. Mit den Klimazielen 2030 soll vor allem im Verkehr eine CO2 Reduktion erreicht werden. Dafür wird bis 2030 eine Zahl von 7 bis 10 Millionen E-Autos als notwendig erachtet. Die Wasserstofftechnik fehlt in diesen Plänen.

Gehen wir in die falsche Richtung?

So richtig anlaufen tut das Elektrogeschäft in Deutschland trotzdem nicht. Die von der Bundesregierung bis 2020 erwarteten eine Millionen E-Autos fahren jedenfalls noch nicht. Anfang 2019 waren es 84.000 Fahrzeuge, 341.411 Hybrid-PKW, die auf deutschen Straßen unterwegs waren. Das Debakel für das Elektroauto könnte gelöst werden, wenn es neben dem netten Fahrgefühl noch einen Mehrwert bieten könnte. Aktuell scheint der noch nicht so ganz gefunden zu sein. Eine autarke Energieversorgung durch den Endverbraucher mittels Wärmepumpe und Photovoltaik, die nachts das Elektroauto lädt, wäre denkbar. Nachts ist allerdings kein Photovoltaikstrom vorhanden, eher Windstrom. Alle Fahrzeuge und Transportmittel müssen in Zukunft den Anforderungen angepasst werden, die es wirklich braucht. Damit können wir Entlastung schaffen, brauchen aber dabei viel mehr Flexibilität. Die Zukunft wird wahrscheinlich so aussehen, dass private Autos gar nicht mehr sinnvoll sind. Geteilte Autos, und Transport als Dienstleistung können nämlich sehr viel flexibler gesteuert werden. Ohne Besitzverhältnisse versteht sich.

An die Kritiker

Dass Diesel und Co nach wie vor die nachhaltigsten Antriebskonzepte sind mag sein. Aber ständig zu betonen, dass die Welt ohne Fahrverbote besser war und die Diesels die Zukunft sind, ist falsch. Jede neue Technologie braucht ihre Zeit, um sich zu etablieren und Kinderkrankheiten zu verlieren. Ich schlage vor wir geben den Elektroautos noch ein bisschen Zeit und den Wasserstoffautos die Möglichkeit zu beweisen, was sie wirklich können. Einige gute Beispiele gibt es ja auch schon. 2008 stellte Mercedes Benz mit der B-Klasse F-Cell ein Brennstoffzellenfahrzeug vor, das sie später serienähnlich produzieren wollten. Es wurde bei einer Weltumrundung ohne Probleme getestet. Bis heute ist leider keine richtige Serie angelaufen. Die Technik gibt es und sie funktioniert. Es bedarf aber wie auch bei den Elektroautos an Infrastruktur, also z.B. Wasserstofftankstellen. Mit dem Artikel habe ich noch nicht genug getan. Wir müssen alle ran. Die globale Klimaherausforderung wird uns mit voller Wucht treffen. Ich will meinen Kindern ungerne übergeben was gerade so läuft. Du und ich sind dafür verantwortlich die Lösung zu sein.


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Nate

Ich bin Nate, schreibe über Gott und die Welt. Und alles was es dazwischen noch so gibt.

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