Reich-Gottes-Ausdrücke

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In letzter Zeit habe ich immer wieder verschiedene Leute gefragt, wie sie das Reich Gottes in zwei Sätzen beschreiben würden. Dabei sind einige interessante Ausführungen herausgekommen. Hier mal zehn, die ich aufgeschrieben habe:


Unsere Erklärungsversuche

  • Das Reich Gottes ist bereits auf dieser Erde angebrochen. Wenn wir leben, wie Jesus gelebt hat, wird das Reich Gottes auf Erden sichtbar. Ebenfalls gibt es ein Reich Gottes, dass dann im Himmel Gottes volle Herrlichkeit sein wird.
  • Das Reich Gottes ist da, wo Menschen seinen Willen tun und nach seinen Ansprüchen leben. Manchmal ist Gottes Reich unter uns. Es ist eigentlich immer unter uns, nur viele Menschen ignorieren Gott und sein Reich.
  • Das Reich Gottes ist Liebe, weil Gottes Wesen durchdrungen ist von Liebe und somit sein Reich auf diesem dominanten Charakterzug von ihm gewurzelt sein muss. Ich würde sagen, dass das Reich Gottes überall ist, aber er sich nur durch seine Kinder zeigen kann. Wenn wir in Gottes Liebe handeln, etabliert sich sein Reich im Sichtbaren.
  • Das Reich Gottes ist der Ort, an dem Jesus ganz nah ist und als König herrscht.
  • Das Reich Gottes ist die Herrschaft Gottes unter uns Menschen: eine unsichtbare, göttliche Welt, die sich etabliert. Himmel auf Erden.
  • Das Reich Gottes ist eine Realität, die durch Jesus in mir lebt. Im Reich Gottes machen geheilte Menschen und Beziehungen die Welt heil.
  • Das Reich Gottes ist die Gemeinschaft und das Zusammenleben von Gottes Kindern und allen, die ihn lieben und ehren.
  • Das Reich Gottes ist das, was ich in unberührter Natur sehe und was ich in meiner Gemeinde spüre.
  • Das Reich Gottes ist Jesus in uns. Christus in euch, die Hoffnung auf Gottes Herrlichkeit. (Kolosser 1,27) Wenn Jesus in uns ist, haben auch wir Gottes Kraft. Diese Hoffnung verändert alles. 
  • Das Reich Gottes ist, wenn wir Gott jetzt schon auf der Erde die Ehre geben, seine Herrschaft proklamieren und Land für ihn einnehmen. Und wo er ist, wird anderen Mächten der Raum genommen. Wo Licht ist, kann keine Finsternis mehr sein.

All diese Erklärungen haben ihre Berechtigung. Ich kann auch nicht sagen, dass eine mehr oder weniger richtig oder falsch ist. Mir ist aufgefallen, dass wir in unseren Erklärungen häufig ähnlich vorgehen. Hier mal ein paar Beobachtungen, die mir so kommen: Wir erklären das Reich Gottes wenig praktisch. Es scheint mehr eine Abstraktion oder eine Theorie zu sein. Wir machen es uns leicht, das Reich Gottes als unsichtbar zu beschreiben oder abzutun. Wir können das Reich Gottes easy mit den Begriffen wie König und Regentschaft beschreiben, auch wenn uns diese Begriffe heute völlig fremd sind. Wir beschreiben Reich Gottes als etwas, das wir aktiv tun müssen.

Die Erklärungslogik von Jesus

Ich versuche mal, meine Beobachtungen in Relation zu der biblischen Botschaft im neuen Testament zu setzen. Mit Jesus ist das Reich Gottes wirklich gekommen. „Das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um und glaubt diese gute Botschaft“. Das war Jesus Claim. Mit Umkehren meinte er, eine Kehrtwende im Denken vorzunehmen. Mindset Shift. Jesus ging es dabei nie um eine Abstraktion oder ein Gedankenmodell. Er brachte das Reich Gottes in Wort und Tat.

Er erklärte es den Leuten durch Gleichnisse und Alltagsgeschichten. Andererseits liebte er Menschen, machte sie gesund und kümmerte sich. Ganz praktisch. Die Gleichnisse waren Geschichten, die den Leser einbezogen. Ich denke, Jesus wollte damit sagen, dass man kein Betrachter der Sache sein kann. Man ist eingeladen, voll dabei zu sein. Im Reich Gottes voll mitzumachen, einzusteigen, es selbst zu erfahren. Das Reich Gottes muss also eine sehr praktische Erfahrung sein, weniger ein Gedankenmodell. Plumpe Erklärungen oder Definitionen hätten nicht den weiten Raum transportiert, der in den Gleichnissen steckt.

Jesus ist generell kein Mann der Definitionen gewesen. In Lukas 17 wird Jesus nach dem Reich Gottes gefragt. Seine Antwort ist keine Definition oder Festlegung auf konkrete Ausdrucksformen. Jesus sagte einfach: „Das Reich Gottes ist mitten unter euch“. Gleichzeitig hat Jesus in eine politisch aufgewühlte Zeit gesprochen. Die Juden erwarteten mit dem Messias eine wirkliche politische Macht. Jesus brachte diese nicht. Vielmehr brachte er eine Lebensrealität. Eine neue Sicht auf die Dinge. Einen Vorschlag, die Menschen und die Welt mit sich zu versöhnen. Einen echten Change! Heute würden wir vermutlich sagen, dass sich mit Jesus eine neues Mindset aufgetan hat.

Was können wir machen?

Definitionen tun gut. Wir sind gezwungen, uns zu erklären und über die Sachen wirklich zu reden. Aber sie sind nicht der Weisheit letzter Schluss. Ich habe noch keine perfekte Methode gefunden, das Reich Gottes so Jesus-nah wie möglich zu beschreiben. Aber ich habe ein paar Gedanken, die uns helfen könnten. Jesus hat mit den Gleichnissen Neugierde geweckt und Aha-Momente erzeugt. Das sollten wir in unseren Erklärungen auch einbinden. Dabei können unsere persönlichen Erfahrungen mit Jesus hilfreich sein. Unsere Geschichten zu erzählen, das Reich Gottes darin einbauen und dadurch Interesse zu wecken. Teaser-Geschichten, die Bock machen. Manchmal vielleicht auch Fragen stellen? Man merkt… Ich bin auch noch voll dran. Über Reich Gottes reden sollte immer auch eine Einladung sein es selbst zu erfahren.

Das Reich Gottes bewegt sich eben zwischen Realität und Abstraktion. Dazwischen findet es Ausprägung in lebensverändernden Geschichten von Leuten. Frage mal die Leute um dich herum, die mit Jesus zu tun haben, was im Reich Gottes alles möglich ist. Ich wundere mich immer wieder, was ich da so alles höre.


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2 Kommentare

  • Hallo Nate,
    interessante Reich Gottes Gedanken. Danke, dass du uns daran teilhaben lässt.
    Vielleicht eine kleine Ergänzung: Oft denken wir bei Reich Gottes an große Dinge (Heilungen, Veränderungen, Wunder, Herrlichkeit,…) und haben dabei doch nicht das Herz Gottes getroffen. Oft meinen wir, dass jetzt das Reich Gottes aus/angebrochen ist, um nach einer nüchternen Betrachtung festzustellen, die entstandene und bleibende Frucht ist gering. Was bleibt von manchen großen Erweckungen wenn wir nach Jahren schauen was geblieben ist? Wie viele Heilungen haben bestand?
    Bitte nicht falsch verstehen: Ich will nicht urteilen was falsch oder richtig ist. Aber manchmal beschleicht mich der Eindruck, dass wir das Reich Gottes von der falschen Seite her versuchen anzugehen. Wir wollen Ergebnisse sehen. Möglichst spektakuläre. Dem gegenüber steht das was Jesus gesagt hat: Das Reich Gottes ist erstmal nichts (Senfkorn – der kleinste damals bekannte Same), unscheinbar, nicht sichtbar, aber doch vorhanden. Erst nach einer gewissen Zeit (ohne Zutun) wird etwas großes entstehen.
    Für mich persönlich ein sehr entspannender und befreineder Gedanke in dem aber enorm viel Power liegt.
    LG, Joe

    • Hey Joe! Vielen Dank für dein Kommentar! Ich muss sagen, dass ich da ganz ähnlich denke wie du. In dem Beitrag „Die neue Realität“ habe ich auch über genau diesen Gedanken gesprochen, den du kritisierst. Dass wir zu sehr nach einem Ergebnis streben. Für Jesus war das Reich Gottes doch häufig erstmal viel einfacher oder „flacher“, so wie ich das verstehe. Mit dem Teilen der Definitionen hier wollte ich darüber nachdenken, wie wir Reich Gottes beschreiben. Weil unsere Vorstellungen uns nun dazu verleiten wie wir Reich Gottes praktisch leben wollen. Deswegen sind mir diese Gedanken so wichtig. Freue mich mit dir da nochmal persönlich drüber zu sprechen. Grüße!

Nate

Ich bin Nate, schreibe über Gott und die Welt. Und alles was es dazwischen noch so gibt.

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